Melodien: „Paddy Bohr/Indicative Studio“

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Alle Fotos: Run Ten


Es sind Tage mit wenig Schlaf für Paddy Bohr – Le Grand uff Zaque haben sich für eine Woche im „Indicative Studio“ in Bruchsal angemeldet, wuseln dort umher. Der Anlass: Die Aufnahmen für die neue EP „This is Shanghai“ stehen an. Es ist Ende Juni, ein heißer Sommertag. Pianist Max und Drummer Jonathan sitzen mit Paddy Bohr an diesem Abend in der Regie, dem Herzen des Studios. Gemeinsam gehen sie die bereits aufgenommenen Songs durch, feilen an den Details. An welchen Stellen ist der Gesang zu laut, zu leise, passt das Saxofon-Solo? Die Konzentration ist hoch. Die Nacht wird lang.

IMG_9885Für Paddy Bohr, der in Weingarten aufwuchs und inzwischen in der Fächerstadt lebt, ging mit dem „Indicative Studio“ vor fünf Jahren ein großer Traum in Erfüllung. „Musik spielte in meinem Leben von klein auf eine Rolle“, erzählt der 35-Jährige. Seine Eltern, beide Lehrer, brachten ihm früh verschiedene Instrumente näher. „Ich hatte Geigen- und Klavierunterricht“, erzählt er. Die Gitarre kam in der Jugend dazu. „In meiner ersten Band spielte ich mit 16 Jahren“, erinnert er sich. Paddy begann damals eigene Texte zu schreiben, komponierte Songs – in jeder freien Sekunde.

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„Als ich 19 Jahre alt war, begegnete ich Tino Oac“, erzählt er weiter. Oac ist heute Sänger bei den Söhnen Mannheims. Durch ihn machte er die ersten Erfahrungen, wie es möglich ist, eigene Songs aufzunehmen. „Mit einem 8-Spur-Aufnahmegerät und einem CD-Brenner“, erzählt der 35-Jährige mit einem Schmunzeln. „Die Leidenschaft war geweckt.“

Nach der Schule begann Paddy aber erstmal ein Studium an der Kunstakademie in Karlsruhe. Das war 1999. Seinen Abschluss machte er 2004. „Mein Schwerpunkt lag auf der Bildhauerei.“ Nebenbei begann er Bands zu managen. „Das machte mir unwahrscheinlich großen Spaß“, erzählt er. Er gab ihnen Tipps, berichtete von seinen Erfahrungen – und lernte dabei Eugen Holzwart und Daniel Megally kennen. „Wir waren musikalisch auf einer Wellenlänge und entschieden uns dazu, zusammen eine Band zu gründen.“

Ein Ort zum Proben und Aufnehmen musste nun her. In einem Hinterhofgebäude in der Bruchsaler Innenstadt wurden sie fündig: ein 265 Quadratmeter großer Raum – leerstehend. „Es gab kein Wasser, keinen Strom, nur eine einzige Steckdose zierte die Wand“, erinnert sich Paddy. In Handarbeit bauten sich die drei Jungs das Musikstudio auf. Tino Oac erfuhr von dem Projekt, beschloss miteinzusteigen und sein Equipment mitzubringen. Im Sommer 2009 war es soweit, das „Indicative Studio“ war fertig.

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IMG_0227Seither hat Paddy dort unzählige Stunden verbracht. Viele gute Dinge erlebt, aber auch viel Kraft investiert. „Große Disziplin ist oft notwendig, ein 15 Stunden-Tag keine Ausnahme, der Stundenlohn nicht immer hoch.“ Trotzdem liebe er seinen Job sehr, betont der Musikproduzent.

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„Bei der Produktion tausche ich mich sehr viel mit den Künstlern aus.“ Was sind die jeweiligen Visionen? Was die Charakteristika? „Das soll sich in der Musik widerspiegeln.“ Nach den Aufnahmen enden seine Nachtschichten aber noch nicht: „Dann beginnt das Abmischen“, erklärt Paddy. Das dauert nochmals seine Zeit.

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Die Arbeiten für Le Grand uff Zaque sind nun abgeschlossen, die erste Single „Alive“ ist in diesen Tagen erschienen, die EP ist ab 25. Oktober erhältlich. Die Nächte mit wenig Schlaf haben sich ausbezahlt.

Weitere Informationen:
http://www.indicative-studio.de/
http://www.lguz.de/

Heimat: „Longboard Open 2013“

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longboard_open_2012_small_95Wo ansonsten Autos geordnet nebeneinander stehen, da rollen am Donnerstag, 3. Oktober (Feiertag), zahlreiche Fahrer auf ihren Longboards über den Asphalt – und zeigen ihr Können. Im grauen Parkhaus in der Durlacher Allee finden dann ab 12 Uhr die Longboard Open 2013 statt. Was die Zuschauer erwartet? Organisatorin Daniela Schukalla erklärt: „Es gibt ein Parkhaus-Race, das Game of S.K.A.T.E., gute Musik, leckeres Essen und viele gut gelaunte Menschen sowie talentierte Fahrer.“

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Daniela Schukalla

longboard_open_2012_small_110Bereits zum dritten Mal hat es die Studentin mit zahlreichen Helfern geschafft, die Veranstaltung ins Leben zu rufen. Sie erinnert an die Anfänge: „2011 begann es damit, dass ein paar Studenten Karlsruhe mit ihren Longboards erkundeten und feststellten: Sonntags können wir im leerstehenden Parkhaus gut fahren kann.“ Die Frage kam auf: Warum nicht Gleichgesinnte zusammentrommeln und alle gemeinsam rollen?! Die Idee wuchs und wuchs und wuchs.

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Ziel sei es gewesen, die Longboard-Familie näher zusammenrücken zu lassen, Außenstehenden ein Spektakel zu bieten sowie ihnen den Sport näher zu bringen. „Bei den Contests gibt es außerdem Preise zu gewinnen“, sagt sie. Regionalen und überregionalen Ausstellern soll darüber hinaus die Möglichkeit gegeben werden, sich zu präsentieren. „Das Ganze läuft ohne Profitgedanken“, betont Daniela Schukalla.

Weitere Informationen unter http://www.longboard-open.de

Fernweh: „Roadtrip V“

2. Stopp:
Insel Møn

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Fünfter Tag:

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Ein Trödelmarkt und zahlreiche Sozialkaufhäuser – nach dem Frühstück in Tiendegarden machten wir uns auf nach Stege, dem Hauptort der Insel Møn. Hauptort klingt riesig, Stege ist jedoch sehr überschaubar. Weniger als 4000 Menschen leben dort. Gleichwohl fanden wir in der Hauptstraße, der Storegarde, einige kleine Geschäfte, in denen wir unter anderem Porzellan und Seifenspender kauften. Außerdem ergatterte Catharina experimentelle Kleidung.

DSC_0838Auch ein kleines Café gab es in einem idyllisch gelegenen Hinterhof. Sehr nett sah es dort aus, wir beschlossen dort Mittagspause zu machen. Leider keine gute Entscheidung. Der Kaffee schmeckte so fürchterlich bitter, dass er kaum genießbar war. Die Heißgetränke sollten nicht das einzig kulinarische Desaster an diesem Tag bleiben.

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Ein Ausflug mit Aufregung: Nachdem wir am Strand vorbeigeschaut hatten, ging es nach Liselund, dem romantischen Park auf Møn. Noch ahnten wir nicht, dass wir Zeuge eines Unfalls werden sollten. Noch ohne Vorahnung schauten wir uns in dem besterhaltenen romantischen Park Dänemarks genau um.

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DSC_0939Rasen, Hügel und Seen wechseln sich dort ab mit Schluchten und Wasserfällen. Angelegt wurde der Park 1784 von Antoine Bosc de la Calmette und seiner Gattin Elizabeth Iselin, genannt Lisa. Beide starben nur wenige Jahre später.

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DSC_0957Als wir es uns gerade auf unseren Decken und mit unserem Essen am Teich gemütlich gemacht hatten, hörten wir plötzlich einen lauten Schrei. Ein kleines Kind war vom Ufer ins Wasser gerutscht, die Oma hinterhergesprungen. Es war zwar überhaupt nichts Dramatisches passiert. Dem Kind ging es gut, es brüllte dann aber trotzdem los und wollte gar nicht mehr aufhören. Klatschnass war es außerdem. Der Opa zündete sich auf den Schreck eine Zigarette an und die Mama tröstete so gut sie konnte. Der Papa hatte sich derweil schon im Laufschritt zum Auto aufgemacht und holte trockene Kleidung. Es war ein bisschen wie Kino für uns.

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Hier geschah es.

DSC_0959Zur Erholung machten wir nochmals Halt an einem Strand. Dort war es traumhaft schön. Catharina baute Steinmännchen.

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Am späteren Abend suchten wir uns in Stege etwas zu Essen. Es wurde ein Debakel. Da das Fischangebote in den gewöhnlichen Restaurants erneut stark dominierte und das für unsere Vegetarier suboptimal war, entschieden wir uns für den Asiaten in der Storegarde. Wir wunderten uns zwar, dass dort außer uns niemand war, dachten aber: „Das kann auch nur Zufall sein.“ War es leider nicht.

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Bereits der Ablauf war völlig verquer. Während Sophie ihre Haupt- vor der Vorspeise essen musste, bekamen wir unsere Hauptspeisen nach und nach. Das wäre aber noch hinnehmbar gewesen, hätte das Essen wenigstens ein bisschen geschmeckt. Aber es war schlichtweg ekelhaft.

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DSC_1052Ob meine Garnelen jemals lebendig waren – ich wage es zu bezweifeln. Ich habe keine Ahnung, was da auf meinem Teller war. Es war auf jeden Fall sehr klitschig und schmeckte nach gar nichts. Ich entschied mich dazu, es nicht zu essen. Auch Ann-Sophie hatte kein Bedürfnis von ihren lieblos panierten und frittierten Hähnchenstückchen allzuviel zu kosten.

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Wir entschieden uns schnell zu bezahlen, noch kurz am Hafen entlang zu laufen und dann nach Hause zu gehen. Am nächsten Tag stand die Weiterfahrt nach Kopenhagen an – es sollte unser letzter Tag zu viert sein. Die Überraschung rückte näher.

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Melodien: „Fräuleinjazz“

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Extrovertiert, manisch und oberflächlich – wenn Sängerin Sarah Lipfert als „Claudette“ auf der Bühne steht, verwandelt sie sich in eine Show-Diva. Ihre Absätze sind hoch, die Kleider elegant, der Lippenstift ist dick aufgetragen. „Claudette“ ist eine, die genau weiß, wie sie Männer um den Finger wickelt. Neben ihr kann „Ilse“ (Judith Goldbach) nur schwer bestehen. Sie hat den Part der grauen Maus, die sich gerne hinter ihrem Kontrabass versteckt – schüchtern und zurückhaltend. Auf ihrem Instrument aber, da zaubert sie mitreißende Klänge hervor.

„Fräuleinjazz“ nennt sich das Projekt von Sarah Lipfert und Judith Goldbach. Zusammen interpretieren die beiden Musikerinnen auf ihre ganz eigene Art Lieder unter anderem von Hildegard Knef, Zarah Leander und Helge Schneider. Karlsruhe-Premiere des „komischen Musikjazztheaters“ ist am Samstag, 21. September, 20 Uhr, in der Hemingway Lounge (Uhlandstraße 26).

Die beiden Jazzmusikerinnen kennen sich seit ihrer Studienzeit in Mannheim. Vor vier Jahren beschlossen sie, gemeinsam ein Projekt zu machen. Deutschen Schlager anders arrangieren, lautete der Grundgedanke, erzählt Sarah Lipfert, die inzwischen in der Fächerstadt lebt und unter anderem an der Musikhochschule in Freiburg sowie am Badischen Konservatorium in Karlsruhe Gesang unterrichtet. Mithilfe der Regisseurin Caroline Richards arbeiteten sie nach und nach eine Geschichte aus – und riefen „Claudette“ und „Ilse“ ins Leben.

Was beide Figuren vereint? „Eine Therapie“, erläutert Sarah Lipfert mit einem Schmunzeln. „Die Musikwelt ist speziell und bietet viel Frustpotenzial.“ Angst keine Auftritte zu bekommen, der Konkurrenzdruck untereinander – „es ist oft nicht einfach“, sagt die Sängerin. All diese Erfahrungen und Erfahrungen verarbeiteten sie in ihrem Programm. „Wir haben einen Therapeutenbrief für unsere Charaktere erstellt“, erläutert die Jazzmusikerin. „Ilse“ ist dem Alkohol nicht abgeneigt, zeigt neurotische Züge. „Claudette“ ist narzisstisch und nymphomanisch.

Premiere feierte „Fräuleinjazz“ im Dezember in Mannheim. „Die Resonanz war toll“, sagt Sarah Lipfert. Ihr Wunsch: „Es wäre schön, wenn wir mit unserem Programm den Menschen Jazz ein wenig näher bringen könnten.“

Internet: wwww.fraeuleinjazz.de

Der Artikel ist heute auch in den BNN nachzulesen:
FräuleinJazz

Heimat: „The MacMillians“

25 Länder in knapp einem Jahr: Astrid und Loyal MacMillian haben den afrikanischen Kontinent erkundet. Nun sind sie zurück und für die BNN traf ich mich vor wenigen Tagen mit ihnen. Interessant war es. Nachzulesen ist das Reisetagebuch von Astrid MacMillian auch auf http://www.themacmillians.de.

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Fernweh: „Roadtrip Teil IV“

Zweiter Stopp:
Insel Møn

Tag 4:

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DSC_0775Dänemark. Endlich war es soweit. Um 8 Uhr klingelte in unserer Seniorenunterkunft in Travemünde der Wecker, schnell standen wir auf, packten unsere Koffer und machten uns mit dem Auto auf den Weg – nach Puttgarden. Dort wartete die Fähre. Alles klappte ohne Probleme. Wir parkten unser Auto auf dem Schiff und setzten uns auf dem Deck in die Sonne, frühstückten in Ruhe. Und nach 45 Minuten waren wir in Dänemark.

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Unser erstes Ziel: die Insel Møn. Dort hatten wir auf einem Bauernhof zwei Zimmer für zwei Nächte gebucht. Wie uns der Reiseführer mitteilte, lohnt es sich auf dem Weg dorthin bei dem Naturschutzgebiet „Borremosen“ Halt zu machen. Diesen Rat befolgten wir. Doch wie es sich herausstellte, war es gar nicht so einfach, den sehenswerten Teil dieses Naturschutzgebietes zu finden.

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Um ein Faltblatt sollten sich Besucher kümmern, hieß es in unserem Reiseführer. Das stellte sich an diesem Mittag aber als unmöglich heraus. Alle Klapp-Kästen rund um den Wald waren leer, unser Navigationssystem kannte das Naturschutzgebiet nicht, lediglich eine große Wanderkarte am Wegrand informierte uns, wo wir ungefähr waren.

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Als wir dachten, einen Fixpunkt gefunden zu haben, liefen wir los. Wir waren mitten in einem Wald, um uns herum Ruhe, reine Natur. Nur eine einzige Reiterin kreuzte unseren Weg. Jedoch klappte es mit unserer Orientierung eher mäßig. Letztlich haben wir das komplette Naturschutzgebiet einmal komplett durchlaufen und waren 90 Minuten unterwegs, bis wir endlich am schönen Teich mit Seerosen waren. Ein kleines Abenteuer am Rande.

DSC_0739Danach ging es weiter Richtung Borre, wo unsere Unterkunft war. Der Bauernhof von Suse war ein Traum.  Wir hatten zwei wunderbare Zimmer in einem alten Herrenhaus. Rund um das schmucke Anwesen gab es einen riesigen Garten mit Schaukeln und einem Teehaus, wo wir unsere Lebensmittel unterbringen konnten. Unsere Gastgeberin gab uns Flyer, die uns über die Sehenswürdigkeiten in der Nähe informierten.

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DSC_0765Wir entschlossen uns dazu, am Hafen Klintholm zu Abend zu essen. Nur wenige Restaurants gab es dort. Und in diesen bestand das Angebot hauptsächlich aus Fisch. Eher suboptimal für unsere zwei Vegetarier. So landeten wir auch an diesem Abend wieder bei einem Italiener. Dort war es aber total nett. Der Koch setzte sich in seinen Pausen kurz an sein E-Piano, die Kellnerin gesellte sich dazu und sang – unter anderem Songs von Adele.

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Wunderbar war es anschließend am Strand, es war bereits dunkel, der Wind war enorm, aber der Anblick und das Rauschen der Wellen war ein Genuss. Wir sahen dem Mond beim Aufsteigen zu – bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten. Und im Salon des Herrenhauses ein Puzzle-Duell starteten. Zwei Teams, zwei König-der-Löwen-Editions und insgesamt 200 Puzzleteile. Der Abend ging spannend zu Ende.

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http://www.tiendegaarden.dk/de/

Schmöker: „Angerichtet“ von Herman Koch

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Und dann habe ich nur noch gelesen, gelesen und gelesen. Selten hat mich ein Buch so nachhaltig beschäftigt wie „Angerichtet“, die Tragikomödie des Niederländers Herman Koch. Kurz vor dem Urlaub kaufte ich es mir, nahm es dorthin mit – und las die zweite Hälfte quasi am Stück. „Angerichtet“ zog mich völlig in den Bann. Zu was sind Eltern in der Lage, um ihre Kinder zu schützen? Das ist die zentrale Frage. Herman Kochs Antwort erschütterte mich.

Vom Aperitif bis zum Trinkgeld: Strukturiert ist das Buch nach einem mehrgängigen Menü. Im Restaurant treffen sich zwei Ehepaare. Paul und Claire auf der einen Seite und auf der anderen Serge und Babette. Die beiden Männer sind Brüder. Serge ist ein bedeutender und berühmter Landespolitiker. Er hat gute Chancen, zeitnah Ministerpräsident zu werden. Sein Ansehen in der Öffentlichkeit ist groß. Erzählt wird das Geschehen aber aus der Sicht von Paul, einem Lehrer. Er scheint der bodenständigere, sympathischere Typ zu sein.

Anlass des gemeinsamen Treffens ist die Zukunft ihrer Söhne. Irgendetwas Schlimmes ist passiert, doch was genau, das bleibt zunächst noch unklar. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen erstmal das Restaurant und das Essen. Erzähler Paul geht detailliert auf die Gerichte und die Rahmenbedingungen der Lokalität ein. Er philosophiert über den neuen Woody Allen-Film, den kleinen Finger des Kellners, beklagt sich, dass der „Gruß des Hauses“ etwas kostet und beschreibt ausführlich die Toilette.

Trotz dieser scheinbar belanglosen Anekdoten gelingt es Herman Koch durch seinen sehr präzisen und immer wieder lakonischen Schreibstil, den Leser von der ersten Seite an mitzunehmen. Unabhängig davon, dass ich unbedingt wissen wollte, was denn nun passiert, fand ich die Beschreibungen höchst unterhaltsam und treffsicher.

Was mich aber völlig an dem Buch faszinierte, ist die Wandlung von Paul. Er kommt immer mehr ins Erzählen, erinnert sich an Erlebnisse in der Vergangenheit – und verändert somit nach und nach auch die Gegenwart. Die Sicht, die der Leser anfangs auf die Situation im Restaurant und die beiden Ehepaare hat, gerät von Seite zu Seite immer mehr ins Wanken. Wer ist hier eigentlich der Gute, wer der Schlechte? Wer benimmt sich daneben, wer normal? Und wer hat eigentlich noch Moral in der ganzen Geschichte? Die Grenzen verschwimmen immer mehr, ein richtiger Sog entwickelt sich. Es kommt zu einem Finale, das knallt.

Gleich zwei Freundinnen haben mir das Buch völlig unabhängig voneinander ans Herz gelegt. Danke Patrizia und Ijeoma. Ich genoß jede einzelne Seite.

Nach wie vor beschäftigt mich aber folgender Absatz auf Seite 197: „Der Psychologe hatte mir einen Namen genannt. Einen deutsch klingenden Namen. Es war der Nachname des Neurologen, nach dem die Krankheit benannt worden war….“ Wie heißt diese Krankheit? Um eine Antwort bin ich dankbar.

Heimat: „Kopf&Kragen“

Lisa-Marie

Braunes Packpapier klebt im Schaufenster des Geschäfts in der Werderstraße 39. Ein Blick von außen in das Innere zu werfen – das ist derzeit nicht möglich. Wo es bis vor kurzem Hörgeräte zu kaufen gab, da entsteht nun Neues: Am Samstag, 28. September, öffnet „Kopf&Kragen“, eine Kombination aus Friseurladen und Boutique.

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Hinter „Kopf&Kragen“ stehen Lisa-Marie und Isabelle. Lisa-Marie ist gelernte Friseurin und kümmert sich um Haare und Makeup. Isabelle ist Modedesignerin und wählt die Kleidung aus – es soll hauptsächlich skandinavische Marken geben wie „minimum“ oder „mbyM“.

„Es ist ein großer Traum, der in Erfüllung geht“, sagt Lisa-Marie. Die 25-Jährige öffnet an diesem sonnigen Morgen die Tür und gewährt einen Einblick in den rund 100 Quadratmeter großen Raum. Seit 1. August hat sich in dem ehemaligen Hörgerätegeschäft einiges getan. „Wir haben eine Wand herausgerissen und versetzt“, erzählt sie. Außerdem wurde braunes Parkett verlegt und alles hell gestrichen.

Lisa-Marie beschreibt weiter: Schneideplätze und Waschbecken werden bald geliefert, eine Theke sowie Umkleidekabinen und Kleiderständer angebracht. „Wir trennen die beiden Bereiche aber nicht streng voneinander“, sagt sie. Im Friseurwartebereich sollen beispielsweise auch Kleider zu finden sein. „So können sich Kunden mit Stöbern die Zeit vertreiben.“

Der 25-Jährigen ist es bei der Raumaufteilung wichtig, dass nicht alles eng aufeinander steht, sondern Freifläche bleibt. „Die Menschen sollen sich wohl fühlen, die Kleider Platz zum Wirken haben.“ So wie es auch bei den „Kauf dich glücklich“-Läden der Fall ist. „Uns geht es nicht um Masse, vielmehr wollen wir Lieblingsteile anbieten“, sagt Lisa-Marie, die sich schon sehr auf den 28. September freut. „Von 19 bis 22 Uhr gibt es einen Sektempfang, zu dem jeder herzlich willkommen ist.“

Weitere Infos unter http://www.kopf-kragen.de

Fernweh: „Roadtrip Teil III“

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Erster Stopp:
Travemünde/Timmendorfer Strand/Lübeck

Tag 3:

Wochenmarkt. Hervorragend. Da wir in unserer nicht allzu gemütlichen Unterkunft nicht mehr Zeit als nötig verbringen wollten, beschlossen wir am dritten Tag morgens zum Wochenmarkt an der Strandpromenade zu laufen. Wir kauften Käse, Brötchen, Gemüse, holten beim Bäcker einen Kaffee und setzten uns ans Wasser. Rentner rauschten mit ihren Booten an uns vorbei, schauten neugierig, winkten uns. Ein sehr vergnügter Morgen war das.

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DSC_0507Danach ging es mit dem Auto zu unserem Tagesausflug nach Lübeck. Gespannt war ich. Vor einiger Zeit hatte ich eine Reisereportage über die Hansestadt gesehen und war von den Bildern über das Unesco-Weltkulturerbe angetan. Enttäuscht wurden wir nicht. Gleich zu Beginn kamen wir an der Marienkirche und am Buddenbrook-Haus vorbei. Auch Willy Brand ist ein Haus in Lübeck gewidmet. Außerdem schauten wir uns die Burg näher an und landeten in Trödelläden.

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Danach machten wir Pause im Marzipan-Speicher. Ann-Sophie testete für uns das Spezial-Angebot: Marzipan-Eis mit Marzipan-Likör. Ich entschied mich für Marzipan-Cappuccino. Dieser schmeckte fürchterlich. Wirklich nicht zu empfehlen.

DSC_0576Vom Marzipan-Speicher waren es dann nur noch wenige Schritte bis zum Holstentor. Von ihm waren wir angetan. Wir setzten uns davor auf den Rasen, freuten uns über den schönen (wenn auch leicht schiefen) Anblick und genoßen die Sonne.  Weiter ging es dann zum St. Petri-Turm. Von ganz oben überblickten wir die Stadt – und zählten die sieben Türme.

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DSC_0630Wir schlenderten danach am Rathaus vorbei und klapperten noch einige Straße und Lädchen ab, bevor wir dann im italienischen Restaurant „San Remo“ aßen. Auf der Tageskarte standen Linguine mit Pfifferlingen, Ruccola und Cherry-Tomaten. Das klang toll. Catharina und ich entschieden uns dafür – bekamen aber trotz netter Optik ein sehr fades Essen, schade.

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Kino oder Livemusik? Eigentlich wollten wir den Abend in Lübeck verbringen. Nach dem Essen waren wir uns aber einig, dass wir gleich nach Hause fahren und unsere Koffer in Ruhe packen. Am nächsten Morgen sollte es ja weitergehen – Richtung Fähre. Dänemark wartete.

Schnappschüsse aus Lübeck:

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